Niki und ich, wir mochten uns von Tag zu Tag immer nur noch lieber. Das hatten zum GlĂŒck auch unsere Menschen verstanden, und wir durften uns so oft wie irgend möglich sehen und zusammen GASSI gehen.
Niki wurde gröĂer und auch mutiger, vor allem, wenn ich dabei war. SchlieĂlich hatte ich ihr ja versprochen, auf sie aufzupassen. Tja, und das hat mir dann doch ein bisschen Sorgen gemacht.
Nicht, dass ich mein Versprechen nicht mehr halten wollte. Das sicher, aber wie? Also im Ernstfall. Wo ich doch ganz eindeutig eher friedfertig und freundlich bin!? Klar, ich konnte bellen, wenn irgendetwas komisch war. Immerhin war ich inzwischen mittelgroĂ, kein Welpe mehr, eher ein Junghund, und es gab durchaus Menschen, die Respekt vor mir hatten. Nicht, dass ich denen jemals auch nur ein Haar gekrĂŒmmt hĂ€tte, aber das konnten die ja nicht wissen.
Bei anderen Hunden war es deutlich schwieriger. Hunde lassen sich nicht so leicht tÀuschen. Die hÀtten mir doch sofort angesehen, dass ich bluffe. Gottseidank waren wir noch keinem begegnet, der blöd zu uns gewesen wÀre. Puh, was war ich froh. HÀtte uns nÀmlich einer angegriffen, hÀtte ich echt nicht gewusst, was ich machen soll. KÀmpfen ist so gar nicht mein Ding. Ich kann ja nicht mal richtig knurren. Um ehrlich zu sein, kann Niki das viel besser als ich.
Es half nichts, ich musste an meinem Image arbeiten. Und mir war klar, dass dazu vor allem Eins gehörte: ich durfte nicht mehr im Stehen PIPI machen. Das war peinlich. Hm. Versuchen, auf zwei Beinen zu stehen und dann umzufallen, war aber auch nicht besser.
Also hab ich beschlossen, zu trainieren. Als ich hier ankam, konnte ich nur ein kleines StĂŒck weit humpeln. Inzwischen flog ich regelrecht ĂŒber die HUNDEWIESE. Weil ich das unbedingt wollte. Weil ich geĂŒbt und geĂŒbt und nie aufgegeben hatte. Und wie war das mit den Treppen? Richtig! Die sprang ich nun ganz entspannt rauf und runter. Folglich hieĂ mein nĂ€chstes Projekt: Pinkeln wie ein Mann.
Ich hab drauf geachtet, dass Niki bei meinen ersten Versuchen nicht dabei war. Ganz kurz hab ich eins meiner Hinterbeinchen hochgehoben und gleich wieder abgestellt. Oder ich hab mich mit dem Oberkörper gegen eine Wand gelehnt, um die Balance zu halten. War nicht einfach, echt nicht.
Aber sag ich nicht immer, dass alles möglich ist, wenn man nur an Wunder glaubt!? Eben! Eines Tages war es soweit. Ich hatte den Dreh raus. FreihĂ€ndig, sozusagen. Ach, was war ich stolz und glĂŒcklich. Jeder Baum auf der Hundewiese wĂŒrde ab sofort nach mir riechen, und alle wĂŒrden mich fĂŒr voll nehmen. Mich, Luca, den BESONDEREN! Den Erwachsenen. Den, der auf zwei Beinen steht.
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