top of page

🐾 Kapitel 19 - ich bin ein Mann

Niki und ich, wir mochten uns von Tag zu Tag immer nur noch lieber. Das hatten zum Glück auch unsere Menschen verstanden, und wir durften uns so oft wie irgend möglich sehen und zusammen GASSI gehen.


Niki wurde größer und auch mutiger, vor allem, wenn ich dabei war. Schließlich hatte ich ihr ja versprochen, auf sie aufzupassen. Tja, und das hat mir dann doch ein bisschen Sorgen gemacht.

Nicht, dass ich mein Versprechen nicht mehr halten wollte. Das sicher, aber wie? Also im Ernstfall. Wo ich doch ganz eindeutig eher friedfertig und freundlich bin!? Klar, ich konnte bellen, wenn irgendetwas komisch war. Immerhin war ich inzwischen mittelgroß, kein Welpe mehr, eher ein Junghund, und es gab durchaus Menschen, die Respekt vor mir hatten. Nicht, dass ich denen jemals auch nur ein Haar gekrümmt hätte, aber das konnten die ja nicht wissen.

Bei anderen Hunden war es deutlich schwieriger. Hunde lassen sich nicht so leicht täuschen. Die hätten mir doch sofort angesehen, dass ich bluffe. Gottseidank waren wir noch keinem begegnet, der blöd zu uns gewesen wäre. Puh, was war ich froh. Hätte uns nämlich einer angegriffen, hätte ich echt nicht gewusst, was ich machen soll. Kämpfen ist so gar nicht mein Ding. Ich kann ja nicht mal richtig knurren. Um ehrlich zu sein, kann Niki das viel besser als ich.

Es half nichts, ich musste an meinem Image arbeiten. Und mir war klar, dass dazu vor allem Eins gehörte: ich durfte nicht mehr im Stehen PIPI machen. Das war peinlich. Hm. Versuchen, auf zwei Beinen zu stehen und dann umzufallen, war aber auch nicht besser.

Also hab ich beschlossen, zu trainieren. Als ich hier ankam, konnte ich nur ein kleines Stück weit humpeln. Inzwischen flog ich regelrecht über die HUNDEWIESE. Weil ich das unbedingt wollte. Weil ich geübt und geübt und nie aufgegeben hatte. Und wie war das mit den Treppen? Richtig! Die sprang ich nun ganz entspannt rauf und runter. Folglich hieß mein nächstes Projekt: Pinkeln wie ein Mann.

Ich hab drauf geachtet, dass Niki bei meinen ersten Versuchen nicht dabei war. Ganz kurz hab ich eins meiner Hinterbeinchen hochgehoben und gleich wieder abgestellt. Oder ich hab mich mit dem Oberkörper gegen eine Wand gelehnt, um die Balance zu halten. War nicht einfach, echt nicht.

Aber sag ich nicht immer, dass alles möglich ist, wenn man nur an Wunder glaubt!? Eben! Eines Tages war es soweit. Ich hatte den Dreh raus. Freihändig, sozusagen. Ach, was war ich stolz und glücklich. Jeder Baum auf der Hundewiese würde ab sofort nach mir riechen, und alle würden mich für voll nehmen. Mich, Luca, den BESONDEREN! Den Erwachsenen. Den, der auf zwei Beinen steht.



Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page