Mein ZUHAUSE ist ja direkt bei dem vielen Wasser, das Isar heiĂt. DrĂŒben, ĂŒber dem Wasser, da ist der wunderbare Ort, die HUNDEWIESE. Bei uns hier sind BĂŒsche und BĂ€ume und ein Abhang. Und natĂŒrlich der Weg, wo ich GASSI gehe. Ich kenne jeden Grashalm, jeden Baum, jeden Hund und jeden Menschen und ich liebe es, am Abend rauszugehen, um zu gucken, wer noch so unterwegs ist. Eigentlich soll ich ja nur schnell PIPI machen, aber das ist fĂŒr mich nebensĂ€chlich. Lieber melde ich, wenn etwas komisch ist. Am lautesten schreie ich die grĂŒnen Lichter der E-Roller an. Die kann ich nicht leiden. Menschen, die sich selbst mit ihren Handys ins Gesicht leuchten, mag ich auch nicht. Oder Hunde, die Lichter um den Hals hĂ€ngen haben. NatĂŒrlich weiĂ ich, dass nichts davon wirklich gefĂ€hrlich ist, aber ich zeig gern, dass ich aufpasse und wichtig bin.
Neulich war das aber anders. Das war nicht komisch, das war schlimm. Richtig schlimm.
Ich hab es einfach gespĂŒrt. Die Gefahr. Die Angst. Da hab ich losgebrĂŒllt. Mamamensch wollte, dass ich ruhig bin, aber das konnte ich nicht! Ich hab gebellt, gebellt, gebellt, und keiner wusste, warum. Auch Lilly, die uns mit ihren beiden Herrchen entgegenkam, hat mich nicht gleich verstanden.
Die Menschen haben auf mich eingeredet, dass alles gut ist, und dass ich mich beruhigen soll. Aber es war doch nicht gut! Ăberhaupt nicht! Also hab ich weiter gebrĂŒllt: Alarm, Alarm, Alarm!! Und dann, endlich, endlich haben wir es alle gehört. Jemand rief ganz leise: Hilfe!
Eins von den Herrchen ist sofort den Abhang runtergerannt und hat mit seinem Handy geleuchtet. Da war eine Frau im Wasser. Im Dunkeln! Im Winter! Das Herrchen hat versucht, sie zu packen, aber die Frau war zu weit weg. Wurde vom eiskalten Wasser mitgerissen.
Inzwischen waren noch andere Leute stehen geblieben und haben zusammen ganz schnell mit unseren Leinen und mit Ăsten eine lange Stange gebaut. Alle haben jetzt durcheinander gerufen, und ich hab immer weiter gebellt. Ich hab gewusst, es geht um Leben und Tod. Zum GlĂŒck konnte sich die Frau irgendwann mit letzter Kraft an die Stange klammern und so wurde sie ans Ufer gezogen.
SchlieĂlich ist die Polizei gekommen und ein Krankenwagen, die Frau war ohnmĂ€chtig und patschnass, aber sie war gerettet. Ein Polizist wollte wissen, was eigentlich passiert war. Warum war die Frau ins Wasser gefallen? Das konnte keiner so genau sagen, nur, dass ich der Frau das Leben gerettet hab. Wenn ich nicht so gebellt hĂ€tte, hĂ€tte wahrscheinlich niemand gemerkt, dass da jemand im Wasser treibt. Zumindest nicht rechtzeitig.
Da hat sich der Polizist zu mir auf den kalten Boden gesetzt und hat mich ganz fest geknuddelt und mir immer wieder gesagt, wie fein ich bin. Dass ich ein Held bin. Ein Engel! Ach, was hab ich mich gefreut.
Dann ist der Krankenwagen mit der Frau weggefahren, und wir sind nach Hause gegangen. Am nĂ€chsten Tag wusste das ganze Viertel, was ich getan hatte, und alle haben mich gestreichelt und gelobt. Ich war so froh, dass ich alles richtig gemacht hatte und helfen konnte. Und ja, ziemlich stolz war ich auch. Ich, Luca, das Dreibein aus der MĂŒlltonne, hatte ein Menschenleben gerettet! Ich hatte allen bewiesen, dass wir BESONDEREN halt wirklich ganz besonders sind!
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